Die Möglichkeit, frei über sich, das eigene Leben und letztendlich auch den eigenen Tod bestimmen zu können, erleben viele Menschen als hohes Gut. Der Freitod als möglicher Ausweg nimmt auch der Vorstellung eines möglichen Lebensendes voller Schmerzen und ohne Würde und Autonomie etwas von ihrem Schrecken. Suizid erfolgt jedoch nur äußerst selten als freibestimmte Entscheidung. Etwa 90 % aller Suizide erfolgen vor dem Hintergrund einer psychiatrischen Erkrankung, am häufigsten einer Depression. Durch eine krankhaft bedingte völlige Hoffnungslosigkeit in Verbindung mit quälenden, übertriebenen Schuldgefühlen und dem hohen, jede Depression begleitenden Leidensdruck sehen nicht wenig depressiv Erkrankte im Suizid den vermeintlich einzigen Ausweg. Das Tragische hierbei ist, dass oft schon nach einer Behandlung von wenigen Tagen sich die Fähigkeit zur Hoffnung und zur Freude wieder einstellt und die Lebensfreude zurückkehrt. Der Suizid ist fast immer tragische Folge einer nicht optimal behandelten Depression oder anderen psychiatrischen Erkrankung.
Der Begriff "Suizid", auch "Freitod", "Selbsttötung" oder "Selbstmord" kommt aus dem lateinischen "suicidium von sua manu caedere = mit eigener Hand fällen“ .
Die - vor allem früher - noch verwendeten Begriffe Freitod und Selbstmord entsprechen, wenn man sie wörtlich übersetzt, nicht der Wahrheit bzw. sind nicht korrekt und auch moralisch gegenüber Betroffenen nicht vertretbar. Denn ein Suizid erfolgt nicht, wie oft fälschlich behauptet, vorsätzlich ("Mord") und aus freiem Willen. Ein Suizid ist fast immer eine Verzweiflungstat.
Ein Suizid ist die willentliche Beendigung des eigenen Lebens durch eine selbstbestimmte Handlung oder durch das Unterlassen einer Handlung (z. B. Nichteinnahme lebenswichtiger Medikamente bzw. Nahrungsmittel und/oder Flüssigkeit).
Suizid ist in den meisten Fällen das Symptom einer Depression, einer verwandten psychischen Störung wie z.B. der bipolaren Störung oder anderer schwerer Erkrankungen oder Behinderungen, die der betroffene Mensch vermeintlich nicht mehr länger aushalten kann.
Etwa neunzig Prozent der vollendeten Suizide und etwa sechzig Prozent der Suizidversuche werden von Personen unternommen, bei denen entsprechende Beeinträchtigungen diagnostizierbar sind. Suizide aus anderen Gründen (z. B. als Konsequenz eines "Gesichtsverlustes" oder einer Lebenskrise) sind dagegen relativ selten. Manchmal ist der Suizid der letzte Ausweg eines Menschen aus einem Leben, das von körperlichem und/oder seelischem Schmerz und Leiden bestimmt ist, welche sich mit keinen Mitteln der medizinischen Wissenschaften lindern lassen.
Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass es weltweit etwa eine Million Suizide pro Jahr gibt und dass 10 bis 20 Mal soviele Suizidversuche scheitern.
Die Selbstmordrate von Männern ist in Österreich doppelt so hoch wie die von Frauen und steigt mit zunehmendem Alter. Während Männer bis zum 15. Lebensjahr eine Suizidrate von 2 haben, haben gleichaltrige Frauen eine Suizidrate von 1. Mit 85 Lebensjahren beträgt die Suizidrate bei Männern jedoch 120, bei Frauen dagegen nur 33.
Die Suizidraten von Männern über 85 sind wie in Deutschland besonders hoch, ihre Rate liegt 140% über jener der 60-64jährigen.
Die Zahl der Suizidversuche kann wegen der schwierigen Datenerhebung nur geschätzt werden. Hochrechnungen haben eine Zahl von rund 25.000-
30.000 Suizidversuchen pro Jahr ergeben. Dabei handelt es sich vorwiegend um Vergiftungen (v. a. mit Alkohol) und Medikamentenüberdosierungen
Die häufigste Ursache für einen Suizid bzw. Suizidversuch wird in diagnostizierbaren psychischen Erkrankungen gesehen. Ca. 90 - 95% aller Suizide in westlichen Gesellschaften werden hierauf zurückgeführt. Da die Diagnose häufig erst nach einem erfolgreichen Suizid gestellt wird, ist diese Einteilung zumindest fragwürdig, da als einziges hartes Diagnosekriterium neben verschiedenen weicheren, die auf der Erinnerung der Angehörigen basieren, nur die Suizidhandlung an sich herangezogen werden kann. Suizid kommt demnach gehäuft vor bei allen Psychosen, vor allem aber bei Depressionen und manisch-depressiven Erkrankungen (bipolaren Störungen).
Suchterkrankungen und chronische Schmerzen spielen ebenfalls eine gewichtige Rolle, haben aber auch fließende Übergänge zur Depression. Den Suizid auslösende Faktoren können dann zwar Lebenskrisen wie die Trennung vom Partner, Versagensängste oder der wirtschaftlichen Ruin sein – als alleiniger Hintergrund eines Suizids kommt dies aber nur in ca. 5–10% der Fälle vor. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sowohl eine innere wie eine äußere Ursache für eine Depression besteht, d. h. ein für Depressionen empfänglicher Patient wird durch seine Lebensumstände depressiv.
Oft wird ein Suizid vorher angekündigt: Viele Suizidopfer hinterlassen Abschiedsbriefe, in denen sie ihre Tat begründen, oder deuten bei Freunden und Verwandten ihre Absichten an. Psychologen vertreten den Standpunkt, dass solche Warnungen ernst zu nehmen sind und der Betroffene beim Verdacht einer Suizidalität offen darauf angesprochen werden sollte. Sie argumentieren, dass Menschen, die einen Suizid begehen wollen, meist niemanden finden, mit dem sie über diese Gedanken sprechen könnten. Ein zentraler Punkt der Prophylaxe besteht deshalb darin, Menschen zu helfen über ihre Probleme und Suizidgedanken zu reden, um nicht in eine noch stärkere Isolation zu geraten. Aus diesem Gedanken heraus entstand in den 1950er Jahren die Telefonseelsorge als Einrichtung der Suizidprävention.
Personen, die einen Suizidversuch durchgeführt haben, werden in der Regel wegen ihrer Verletzungen oder Vergiftungen in ein Krankenhaus eingewiesen. Meist werden sie dort nach der körperlichen Genesung auf einer geschlossenen psychiatrischen Station überwacht, bis sie glaubhaft machen können, dass keine Suizidgefährdung mehr besteht. Betont ein Patient, auch weiterhin einen Suizid begehen zu wollen, wird er in eine Psychiatrie zwangseingewiesen. Diese Praxis wird von einigen mit Hinweis auf das Recht auf einen selbstbestimmten Tod und Zweifeln am Erfolg einer Zwangsbehandlung kritisiert. Befürworter solcher Maßnahmen sehen die bei suizidalen Patienten sehr häufig vorliegende behandlungsbedürftige Depression als Ausschlusskriterium für die Möglichkeit eines selbstbestimmten Todes.
Falsch: Wer vom Suizid redet, wird ihn nicht begehen.
Richtig: Auf zehn Suizidenten kommen acht, die unmissverständlich von ihren Absichten gesprochen haben.
Falsch: Suizid geschieht ohne Vorzeichen.
Richtig: Viele Beobachtungen lehren, dass Menschen, die sich das Leben nehmen, dies meist durch unmissverständliche Zeichen oder Handlungen ankündigen.
Falsch: Wer an Suizid denkt, will sich nicht unbedingt das Leben nehmen.
Richtig: Die meisten Menschen, die an Selbsttötung denken, schwanken zwischen dem Wunsch zu leben und dem zu sterben; sie „spielen mit dem Tod", und sie überlassen es den anderen, sie zu retten. Kaum einer nimmt sich das Leben, ohne seine Gefühle einem anderen zu offenbaren.
Falsch: Wer einmal zum Suizid neigt, wird es immer wieder tun.
Richtig: Lebensmüde haben nur während einer begrenzten Zeit ihres Lebens den Wunsch, sich zu töten. Falsch: Besserung nach einer suizidalen Krise bedeutet das Aufhören des Risikos.
Richtig: Die meisten Suizide geschahen in den drei Monaten nach beginnender „Besserung", wenn der Patient von neuem die Energie hat, selbstzerstörerische Entschlüsse auszuführen.
Falsch: Es ist keine gute Idee, jemanden zu fragen, ob er sich mit Selbstmordgedanken trägt. Über Selbstmord zu reden könnte ihn nur auf den Gedanken bringen, sich umzubringen.
Richtig: Ganz im Gegenteil: Darüber zu sprechen, hilft dieser Person oftmals, sich mit den damit verbundenen schwierigen Themen auseinanderzusetzen und die Spannung zwischen dem Wunsch zu leben und zu sterben zu lösen. Eine Bereitschaft zum Zuhören zeigt, dass Menschen Anteil nehmen und bereit sind, zu helfen.
Falsch: Alle, die Suizid begehen oder begehen wollen, sind geisteskrank, jeder Suizid ist die Handlung eines Psychotikers.
Richtig: Es ergibt sich aus dem Studium von Hunderten von letzten Aufzeichnungen, dass der suizidale Mensch zwar äußerst unglücklich, aber nicht notwendigerweise geistesgestört ist.
Jemand, der ihnen aktiv zuhört: Jemand, der sich Zeit nimmt, ihnen wirklich zuzuhören.
Jemand, der nicht gleich urteilt, Ratschläge oder Meinungen von sich gibt, sondern sich ihnen mit großer Aufmerksamkeit zuwendet und zum Beispiel nach Gefühlen, dem Befinden und Vertrauenspersonen nachfragt.
Jemand, dem sie vertrauen können.
Jemand, der sie respektiert, der sie ernst nimmt, und der alles streng vertraulich behandelt.
Jemand, der Anteil nimmt.
Jemand, der sagt: „Du bist mir nicht egal“.